Mega-Projekt: 65 Kilometer Liner für La Chala

Ein sehr großes Projekt der Ludwig Pfeiffer Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG ist die Sanierung des Abwassernetzes im Abwasserschutzgebiet La Chala in Guayaquil, Ecuador. Dabei wurden drei verschiedene grabenlose Verfahren eingesetzt.

Wie in anderen Entwicklungsländern mangelt es auch in Ecuador in vielen Gebieten an einer guten Infrastruktur. Vor allem auf Grund mangelnder Ausführungen und Instandhaltung ist das Abwassersystem von La Chala nicht mehr länger tragbar. Daher begann 2017 das große von der Weltbank finanzierte Sanierungsprojekt „Guayaquil Wastewater Management Project“.

Probleme mit Kanalnetz

Die Stadt Guayaquil liegt 5 m über dem Meeresspiegel. Im gesamten Stadtgebiet gibt es dadurch einen hohen Grundwasserspiegel. Das Wohnviertel im La Chala-Becken erstreckt sich entlang des Flusses Guayas. Der Fluss Guayas fließt 50 km vor der Stadt Guayaquil und entsteht durch die beiden Flüsse Daule und Babahoyo. Zudem ist der Fluss den Gezeiten ausgesetzt und beeinflusst damit auch den Grundwasserspiegel in den angrenzenden Gebieten Guayaquils.

Im Zusammenhang mit sehr hohem Niederschlag in der Regenzeit kommt es häufig zu starken Überschwemmungen. Die Haltungen des Netzes in La Chala stehen teilweise randvoll mit Wasser, was ein Arbeiten mit Tauchern erfordert. Außerdem kommt es auf Grund der umfangreichen Schäden des Kanalnetzes zu großen Infiltrationen. Die Rehabilitation soll für eine deutliche Reduzierung der Infiltrationen sorgen und die Kläranlage in die Lage versetzen, den Abwasserabfluss adäquat zu bewältigen. Ohne den Einsatz der Taucher waren die zu treffenden Vorbereitungen zur Sanierung teilweise unmöglich.

Projektübersicht

Dieses Projekt zählt aktuell zu den größten grabenlosen Sanierungsprojekten weltweit. Der Umfang des Projektes besteht darin, 450 km Leitung zu reinigen und eine Kanalinspektion durchzuführen sowie ungefähr 90 km Kanal und ca. 400 Schächte zu sanieren. Die Dimensionen reichen dabei von DN 150 bis DN 1400.

Für die Sanierung des Kanalnetzes werden drei verschiedene Technologien abhängig vom Durchmesser und Zustand der jeweiligen Haltung verwendet:

  • GFK-Schlauchliner mit UV-Aushärtung (CIPP)
  • Berstlining
  • Flexirohr-Liningverfahren

Der Einsatz verschiedener Technologien und die angesprochene Reichweite der Durchmesser machen dieses Projekt einzigartig und anspruchsvoll. In Ecuador verbaut das Unternehmen Ludwig Pfeiffer Liner der Saertex multicom GmbH. Nach Auswertung der Kamerainspektion wird ein Altrohrzustand ermittelt, auf Grundlage dessen in Zusammenhang mit dem anstehenden Grundwasserstand die statisch erforderliche Wandstärke des einzubauenden Inliners ermittelt wird.

Die anderen beiden Verfahren (Flexirohr und Berstlining) werden bei diesem Bauvorhaben hauptsächlich für kleinere Dimensionen verwendet. Das spezielle Verfahren der Flexirohre der Firma Renos kommt bei kurzen Haltungen von bis zu 15 m zum Einsatz. Die Flexirohrliner bestehen aus korrugiertem PE-Material in welches per Schweißextruder-Verfahren eine Kernschicht aus TPE (Thermoplastisches Elastomer) und eine Innenschicht aus PE-Material produziert wird. Die Rohre werden mit einer Ringsteifigkeit von 8 kN/m2 hergestellt. Bevor das Neurohr in das Bestandsrohr eingeführt werden kann, werden diese elektrisch zusammengeschweißt. Die hydraulische Kapazität bleibt trotz der geringen Querschnittsänderung aufgrund der guten Fließeigenschaften des Kunststoffes vorhanden. Durch die schnelle und einfache Installation ist dieses Verfahren sehr effizient und effektiv.

Typischerweise bestehen die Abwassersysteme in Guayaquil aus den folgenden Bestandteilen:

  • Ramales = Rohre, die unter dem Fußgängerweg installiert sind und das Wasser der einzelnen Wohnblöcke sammeln
  • Colectores = Rohre, die unter den Straßen liegen und das gesamte Schmutzwasser sammeln und transportieren (Sammelrohre)
  • Tirantes = Verbindungsstücke zwischen Ramales und Colectores, die sich zwischen den Schächten erstrecken
  • Schächte: Zwischenpunkte zwischen den Colectores. Liegen auch auf der Hauptstraße. Die Abwässer werden hier ins System eingespeist.

Das Wasser wird über die Tirantes und die Schächte in das System eingespeist. Die Tirantes stellen Verbindungen zwischen den Ramales und den Colectores dar. Grundsätzlich sind diese Haltungen DN 160 und haben Längen von 9,0 – 15,0 m. Vor allem unter den vorherrschenden Bedingungen und im Hinblick auf den Systemaufbau des Netzes und die damit gegebenen geometrischen Eigenschaften in Ecuador war das Verfahren der Flexirohre eine sehr gute Alternative zum Berstlining und den Schlauchlinern.